Vor kurzem erreichte mich die E-Mail einer jungen Kollegin, die es mit Wissenschaftskommunikation ernst meint. Mit ihrer Erlaubnis veröffentliche ich hier unseren Mail-Dialog – auf verständlichen Wunsch anonymisiert – denn ich glaube, diese Frage stellen sich viele.
Es schrieb Cornelia XYXY:
Seit mehreren Wochen schreibe ich an einem Blog, in dem sich die Kommunikation von Wissenschaft als ein für mich sehr interessanter Schwerpunkt herauskristallisiert.
Derzeit arbeite ich noch als Wissenschaftlerin an einer Hochschule, möchte mich aber in Zukunft gerne mehr in der Wissenschaftskommunkation engagieren und in diesem Bereich auch arbeiten. Da ich bislang zwar einige Workshops zu diesem Thema besucht hatte, ist mir die Öffentlichkeitsarbeit im Allgemeinen und speziell die für Wissenschaftler nicht fremd. Ich halte es aber für notwendig, mich neben meiner jetzigen Tätigkeit weiterzubilden. Bei der Recherche bin ich auf einige Fernstudiengänge für Journalismus oder Public Relations gestoßen. Und natürlich auf den Fern-Master für Wissenschaftskommunikation in Bremen. Leider kann ich als Laie nicht einschätzen, mit welchem dieser Formate ich später eine gute Chance habe, mich im Bereich Wissenschaftskommunikation zu bewerben.
Daher würde ich Sie gerne um ihre Einschätzung bitten. Was halten Sie für sinnvoll? Eher Journalismus oder PR? Der Fernmaster in Bremen kommt für mich, trotz interessantem Curriculum nicht in Frage, da der nächste Kurs erst im Sommersemester 2014 startet. Natürlich brauche ich zudem Praxiserfahrung, das ist mir ebenfalls bewusst.
Erst einmal etwas Grundsätzliches: Sie treffen mit Ihren Fragen eines der großen Probleme der Wissenschaftskommunikation in Deutschland: Es fehlen Ausbildungs- und Fortbildungsmöglichkeiten für Wissenschaftskommunikatoren. Das ist ein Thema, das mich sehr umtreibt, denn alle akademischen Ansätze, die es bisher dafür gibt, rechtfertigen das Wort „Wissenschaftskommunikation“ nur in ihrem Namen, sind entweder zu sehr auf ein Medium konzentriert
(z.B. in München: Museum), sind zu sehr am Wissenschaftsjournalismus orientiert
(z. B. Bremen), was nicht ausreicht, oder konzentrieren sich auf das Wissenschaftsmarketing (z.B. TU Berlin), das auch nur einen Teilbereich der Kommunikation umfasst.
Nun meine Empfehlungen, ganz offen und ungeschützt:
Die klassische Antwort: Das kommt darauf an. Nämlich darauf, wie Ihre Lebensplanung aussieht und welche Karriere Sie in der Wissenschaftskommunikation machen wollen.
Wenn Sie:
- a) davon träumen, einmal irgendwann drei Kinder großzuziehen (wovor ich große Hochachtung habe!) und bis dahin nur einen anregenden Beruf suchen, dann genügt sicherlich irgend ein Studium der Wissenschaftskommunikation, wie in Bremen oder ähnliche Fortbildungen, etwa auch Kurse oder Studiengänge für Wissenschaftsjournalismus. Denn mit Ihrem Background schätze ich Ihre Chancen, einen Job im Feld Wissenschaftskommunikation zu bekommen, gar nicht schlecht ein, immerhin praktizieren Sie das schon, merken auch anhand der Zugriffzahlen, wie die Empfänger auf verschiedene Themen und Aktionen reagieren (wobei ich dann empfehlen würde, Ihren Blog – den ich kenne und gerade wegen Ihrer Analysen auch schätze – etwas weniger meinungsorientiert, sondern mehr „Information über Wissenschaft“-orientiert zu gestalten. Der Grund: Potenzielle Arbeitgeber in der Wissenschaft lieben es nicht unbedingt, wenn die jungen Kommunikatoren zu viel nachdenken. Ihnen geht es vor allem darum, die eigene Forschung möglichst attraktiv darzustellen. Und Ihren Blog wollen Sie bei einer Bewerbung ja hoffentlich nicht verstecken, sondern als Arbeitsprobe vorweisen.)
- b) es Ihnen genügt, als Pressesprecherin eines Instituts ihr (Berufs-)Leben lang eher als untergeordnete Erfüllungsgehilfin der großen Wissenschaftler angesehen zu werden und entsprechende Tätigkeiten auszuführen, dann sollten Sie Ihre Aus/Fortbildung etwas intensiver angehen, da wäre es gut, wenn Sie ein Praktikum in einer Redaktion machen, wenn Sie lernen, wie eine Pressemitteilung normalerweise aussieht, wenn Sie mit einem Grafiker über die Inhalte des Institutsflyers diskutieren können. Das heißt, da geht es um Praxiswissen, das Sie sich am besten in Praktika aneignen, gern auch bei einer PR-Agentur. Ansonsten sollten Sie ein klares wissenschaftliches Profil vorweisen können, vor allem natürlich in einem Fachgebiet, in dem es viele Arbeitsplätze für Instituts-Pressesprecher gibt. Biologie ist da gar nicht schlecht, vor allem breit angelegt, Physik oder so etwas ist auch nicht schlecht, Geographie wird von vielen Wissenschaftlern nicht unbedingt als richtige Wissenschaft anerkannt, die Umwelt ist aber nicht ganz schlecht. Für die Bewerbung sollten Sie sich vorher auf jeden Fall einige Arbeitsproben schaffen, also etwa Artikel, die Sie (am besten in der FAZ oder FAS) geschrieben haben oder andere größere Artikel – möglichst aus dem Fachbereich, in dem Sie sich bewerben. So sind eben Wissenschaftler als Arbeitgeber: Denen geht es eher um den Nachweis, dass Sie ihre Arbeit verstehen als um die Frage, ob Sie verstehen, wie Kommunikation funktioniert.
- c) Sie Wissenschaftskommunikation nicht nur als Beruf, sondern als Berufung verstehen, Sie einmal in der Lage sein wollen, verantwortlich und gezielt in größeren Institutionen Kommunikationsstrategien zu entwerfen und umzusetzen, neue Wege zu beschreiten und vor allem die Wissenschaftler – als Beraterin und Partnerin auf Augenhöhe – mit Ihrem Spezialwissen zur Kommunikation in deren Fachwissen zu unterstützen, ja dann sieht es mit Aus- und Fortbildung in Deutschland ganz schlecht aus. Da kann ich Ihnen eigentlich nur raten: Machen Sie eine professionelle, reine PR-Ausbildung, ob als Studium, als Lehre oder in Fachschulen. Wissenschaft können Sie ja schon, und Sie kennen die Szene mit ihren speziellen Denkkulturen, mit ihren Normen, Strukturen und Präferenzen. Arbeiten Sie auch – wenn möglich – einige Zeit in der Unternehmenskommunikation eines großen, forschungsgeprägten Unternehmens. Ich hoffe nur, Sie gehen bei all den beruflichen und materiellen Möglichkeiten, die Sie dabei erleben werden, nicht für die Wissenschaft verloren (denn die braucht dringend so geschulte Kommunikationsprofis). Oder aber, Sie gehen in die USA und studieren dort Wissenschaftskommunikation. Das ist aufwändig, aber besser können Sie es nicht bekommen (und die Gefahr ist geringer, dass Sie für die Wissenschaft verloren gehen).
Sie haben die Wahl. Wobei ich natürlich nur holzschnittartig die Möglichkeiten herausarbeiten kann. Außerdem konnte ich natürlich gar keine Rücksichten nehmen auf persönliche Rahmenbedingungen von Ihnen, denn die kenne ich ja nicht.
Die Reaktion auf meine Tipps:
Sie haben natürlich recht, wenn Sie erst einmal die Frage nach meinem Ziel stellen. Diese Frage habe auch ich mir in den letzten Monaten gestellt.
Mein Wunsch nach einer Weiterqualifikation hat sich, wie bereits geschrieben, zunächst aus der Not heraus und später zu einem Interesse entwickelt. Als Wissenschaftlerin bin ich neben der wissenschaftlichen Projektarbeit auch für die Öffentlichkeitsarbeit unseres Projekts verantwortlich. Durch die Weiterbildung im Rahmen Workshops habe ich mir Grundkenntnisse in Sachen Pressearbeit und Wissenschaftskommunikation erarbeitet und mich zunehmend für diese Arbeiten interessiert. Mit einigen Pressemitteilungen und der Organisation von Pressekonferenzen konnte ich bereits erste praktische Erfahrung sammeln.
Ich habe auch erfahren, dass ich damit nicht alleine bin: Im Allgemeinen ist es in der universitären Forschung an der Tagesordnung, dass die Außendarstellung einzelner Projekte und auch die Kommunikation mit der Öffentlichkeit, so sie denn erwünscht ist, vom wissenschaftlichen Personal mit erledigt wird. Das „Mit-erledigen“ impliziert dabei schon, dass es nicht als prioritär betrachtet wird. Das Potential kann so natürlich auch nicht ausgeschöpft werden. Die praxisorientierte Forschung verlangt jedoch zunehmend nach einem Dialog zwischen Wissenschaft und Öffentlichkeit.
An diesem Punkt fragen Sie sich sicherlich: soviel zur Vergangenheit, aber was ist denn nun das Ziel der jungen Dame? Mein Ziel ist es, im Bereich Wissenschaftskommunikation, also an der Schnittstelle zwischen Forschung und Medien bzw. Öffentlichkeit, zu arbeiten und möglichst viel praktische Erfahrung zu sammeln. Ich kann mir auch vorstellen nicht direkt in der Pressestelle einer Hochschule oder Forschungseinrichtung zu arbeiten, sondern direkt als Kommunikator in einem Forschungsprojekt, welches einen Schwerpunkt hat bei der Kommunikation wissenschaftlicher Arbeiten, sei es innerhalb der wissenschaftlichen Grenzen, zwischen Disziplinen, oder über die Grenzen der Wissenschaft hinaus. Ich denke nämlich, dass in Zukunft auch die Forschungsförderung dieser Aufgabe mehr Gewicht beimessen wird. Derzeit gibt es solche Stellen jedoch meines Wissens nur sehr begrenzt.
Wenn ich diese Ziele mit Ihren Ausführungen abgleiche, verorte ich mich zwischen dem Profil „Pressesprecher als Gehilfe des Wissenschaftler“ und „Wissenschaftskommunikation als Berufung“. Bei meinen Überlegungen habe ich jedoch noch nicht die jeweilige Endstufe angepeilt, was jedoch für die Qualifizierung und den Weg dort hin wichtig ist.
Um da hin zu kommen möchte ich gerne das Handwerkszeugs der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit erlernen, um es dann auch sicher anwenden zu können. Ich möchte mir quasi das Fundament und die Instrumente aneignen. Zertifikate spielen dabei, so denke ich, eine nicht ganz unwesentliche Rolle. Denn die wenigen Stellen in der Wissenschaftskommunikation und -PR sind hart umkämpft. Sogar für Volontariate wird vorausgesetzt, dass man ein relevantes Hochschulstudium absolviert hat und einschlägige (praktische und theoretische) Erfahrung im journalistischen Bereich gesammelt hat. Aufgrund meines naturwissenschaftlichen Studiums, meiner sozialwissenschaftlichen Forschungsarbeit derzeit, sowie meiner ersten praktischen Erfahrung mit Öffentlichkeitsarbeit und bloggen schätze ich meine Chancen zwar als relativ gut ein, konkurriere jedoch mit vielen Journalisten und Kommunikationswissenschaftlern, die ebenfalls in die Wissenschaftskommunikation streben. Um meine Platzierung in diesem „Rennen“ zu verbessern, möchte ich mir einen Vorsprung verschaffen, indem ich mich parallel zu meinem jetzigen Job in der Forschung im Journalismus oder in Sachen Public Relations qualifiziere.
Aus Ihren Anregungen nehme ich mit, dass ich mich
- für ein Fernstudium entscheiden werde. Nach meiner derzeitigen Recherche ist mein Favorit die Ausbildung/das Fernstudium „Public Relations“ der Freien Journalistenschule in Berlin. Meine jetzige Tätigkeit bietet mir leider wenig Zeit zur Weiterbildung.
- nebenbei um den Ausbau meiner praktischen Erfahrungen kümmere, dazu engagiere ich mich als inoffizielle PR-Beauftragte unseres Instituts und konzipiere derzeit einen Newsletter.
- in meinem Blog eher um die Wiedergabe wissenschaftlicher Inhalte kümmere und den Blog weniger meinungsorientiert gestalte.
Soviel zunächst zu meiner Motivation, meinen Zielen und meinem Weg dorthin. Wenn Sie diesbezüglich noch weitere Hinweise haben, dann haken sie gerne ein.
An dieser Stelle möchte ich aber noch etwas anderes ansprechen, was ein wenig sympomatisch für das heutige Selbstverständnis von Wissenschaftlern ist: Ich habe erfahren, dass viele Wissenschaftler, denen ich von meinem Wunsch nach einem Wechsel in die Wissenschaftskommunikation berichte, erstaunt darüber sind. Einige dieser Menschen finden meine Umorientierung gut und bestärken mich in dieser Absicht. Andere betrachten es als Rückschritt, die Forschung zu verlassen und die Seiten zu wechseln. Wiederum andere raten mir, dass ich vorher auf jeden Fall promovieren solle, denn nur ein Wissenschaftskommunikator mit Doktortitel werde auch von den Wissenschaftlern ernst genommen. Ich bin jedoch anderer Meinung und vermute, dass diese Denke genau dem Vorurteil der Wissenschaftlerattitude entspricht.
Soweit der Mail-Dialog bisher (wird natürlich fortgesetzt):
Kommentare, Anregungen, eigene Erfahrungen, ja auch kritische Stimmen, die die Szene von Außen betrachten – sind hoch willkommen. Welches ist der richtige Weg in die Wissenschafrtskommunikation, wenn die Situation schon so ist in Deutschland, wie sie ist? Ihr Rat, Ihre Meinung kann vielen jungen Kollegen helfen, für sich selbst die richtigen Entscheidungen zu fällen. Kommentieren Sie, schreiben Sie mir, ernsthafte Stellungnahmen in diesem sensiblen Feld auch anonym. Nicht nur Cornelia XYXY wird davon profitieren.
Ulrike Walter-Lipow (@UWLipow)
7. November 2013
Als Absolventin des Bremer Studiengangs (der ja nun leider, wohl hauptsächlich Mangels Interesse) eingestellt wurde, kann ich sagen, dass das Konzept und die Umsetzung dort ausgezeichnet waren. Was Frau Dernbach letztes Jahr oben geschildert hat, trifft zu. Ich denke, ein wenig war die geringe Nachfrage auch dem fehlenden Marketing geschuldet – z. B. wird der sehr ähnlich aufgebaute Studiengang Technische Dokumentation der Donau-Universität Krems mit sehr viel mehr Aufwand beworben. Ich habe allerdings Zweifel, dass der Bedarf an entsprechend geschulten Menschen tatsächlich so groß ist – mir läuft jedenfalls niemand nach, um mich mit Aufträgen (bin frei tätig) einzudecken; Stellenausschreibungen, die ich sehe, sind meist schwach dotiert und befristet…
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Marc-Denis Weitze
30. September 2013
Grüß Gott,
in München, genauer gesagt am Oskar-von-Miller Lehrstuhl für Wissenschaftskommunikation von Professor Heckl (http://www.wisskom.edu.tum.de/) gibt es einige Möglichkeiten, sich in Wissenschaftskommunikation zu schulen. Dabei ist das gerade NICHT „zu sehr auf ein Medium konzentriert“ (Museum), wie oben steht, sondern bewusst breitest angelegt: Theorie und Praxis überspannend, quer durch die Formate (Museum bis Web 2.0) und entlang vielfältiger Akteure und Themen .
Durchaus besteht hier das Privileg, Wissenschaftskommunikation AUCH im Kontext eines der weltweit größten Technikmuseen zu diskutieren – aber das ist alles andere als eine Einengung.
Viele Grüße
Marc-Denis Weitze
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Silvia
8. September 2013
Auch ich möchte Ihnen für diese Ansätze zum Thema Wissenschaftskommunikation danken! Ich bin Studentin der Biologie und suche – bisher recht erfolglos – nach einer Möglichkeit, ohne Berufserfahrung der Wissenschaftskommunikation näher zu kommen.
Das Programm aus Bremen gefällt mir auf den ersten Blick gut, wo soll ich aber die vorausgesetzte Erfahrung hernehmen? Wieso kann ich nicht mit meiner Motivation überzeugen?
Am meisten potenzial hat aktuell meine Suche in Holland, dort werden zumindest in einigen „Science“-Programmen Kommunikationskurse angeboten. Wissen Sie, wie sinnvoll so etwas wäre? Wissen Sie, ob sich inzwischen andere Möglichkeiten, auch in Deutschland, ergeben haben?
Grüße,
Silvia
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Susanne
23. Mai 2013
Sehr geehrter Herr Korbmann,
Sie schreiben: „Oder aber, Sie gehen in die USA und studieren dort Wissenschaftskommunikation.“ Welche Unis haben Sie dabei im Sinn? Können Sie ein bestimmtes Curriculum empfehlen? Besten Dank für Ihre Antwort.
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Reiner Korbmann
28. Juni 2012
Liebe Frau Professor Dernbach,
die Tatsache, dass es nicht genug Bewerber für einen ausgewiesenen Studiengang Wissenschaftskommunikation gibt, halte ich für äußerst bemerkenswert. Aber ist es tatsächlich allein die Situation der Frauen, die verhindert, dass dieser Studiengang stattfindet? Wo er doch eigentlich sehr familienfreundlich angelegt ist – mit Arbeiten zu Hause, Präsenz nur an einigen Tagen in den vier Semestern (es wäre viel schwieriger, wenn eine familiär gebundene Frau für das Studium nach Bremen ziehen müsste).
Und wenn es die besondere Situation der Frauen zwischen Ausbildung, Beruf und Familie ist, wie könnte man sie verbessern, wie haben andere Studiengänge mit hohem Frauenanteil dieses Problem gelöst. Oder ist es gar ein ganz anderer Grund, nämlich dass Wissenschaftskommunikation von den Wissenschaftlern doch nicht so ernst genommen wird, dass sie ihre jungen Kräfte (Männer und Frauen) dabei unterstützen, sich auch hier professionell zu qualifizieren?
Oder liegt es am Konzept des Studiengangs, dass es nicht überzeugt? Dass Sie angesichts des Mangels an Ausbildungsmöglichkeiten viele Anfragen haben, ist angesichts des Interesses gerade junger Wissenschaftler an Wissenschaftskommunikation kein Wunder. Dass sich dann aber so wenige für diese seltene Möglichkeit des Studiums bei Ihnen entscheiden, da – denke ich – muss man viele Fragen stellen und beantworten. Natürlich trifft dieses Studium besonders die Interessen von Frauen, aber nicht nur!! (siehe Kommentar von J). Die mangelnde Bewerberzahl allein auf die Situation von Frauen zu schieben, erscheint mir da doch eher als sehr einfache Antwort, bei der man selbst gar nichts mehr tun kann.
Beste Grüße
Ihr Reiner Korbmann
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Beatrice Dernbach
25. Juni 2012
Liebe Cornelia, lieber Herr Korbmann, liebe sonstige Interessierte,
vielen Dank für die anregende Diskussion! Zwei Korrekturen zu Ihre Beiträgen aus der Sicht der Leiterin des Bremer Master-Studiengangs Wissenschaftskommunikation:
1. Es handelt sich nicht (!) um einen Fern-Studiengang, sondern um ein berufsbegleitendes Angebot mit jeweils zwei Präsenzwochen zu Beginn und am Ende des ersten, zweiten und dritten Semesters (das vierte steht ausschließlich für die Master-Thesis zur Verfügung).
2. Der Studiengang fokussiert eben gerade nicht (!!) auf Wissenschaftsjournalismus, sondern auf die Frage, wie Wissenschaft kommuniziert werden kann. Und damit sind im Curriculum ebenso Module zur Wissenschafts-PR wie zum Wissenschaftsjournalismus verankert.
Leider ist der Studiengang zunächst bis 2014 ausgesetzt. Warum? Mangels Bewerber! Das verwundert schon, wenn viele sich darüber einig sind, dass Wissenschaft professionell kommuniziert werden muss, dass es dafür einer guten Aus- und Weiterbildung bedarf und dass die bisherigen Angebote (quantitativ) zu spärlich gesät sind. Der Bremer Studiengang ist 2010 erfolgreich und ohne Auflagen reakkreditiert worden, hat also qualitativ hohe Weihen erhalten. Wir sind nach wie vor davon überzeugt, ein sinnvolles und zielführendes Programm aufgebaut zu haben. Das hilft uns aber leider nicht weiter, wenn die Bewerber fehlen. An Interesse und Nachfrage hat es nicht gemangelt. Was wir in vielen Beratungsgesprächen erfahren haben: Es ist schwierig, neben Job und Familie auch noch ein viersemestriges Studium zu absolvieren. Hier könnte ich nun eine lange Diskussion darüber führen, warum es gerade für Frauen mit Kindern in diesem Land so viele Hürden gibt, dies alles unter einen (zeitlichen) Hut zu bringen… Fortsetzung folgt (vielleicht)…
Viele Grüße,
Beatrice Dernbach, Professorin an der Hochschule Bremen (und auf dem Papier Leiterin des berufsbegleitenden Master-Studiengangs Wissenschaftskommunikation)
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Reiner Korbmann
23. Juni 2012
Lieber J,
ich selbst komme über den Journalismus zur Wissenschaftskommunikation. Es ist schwer in Studiengänge und Kurse von Außen reinzublicken. Von den paar Wochenendkursen, die ich selbst immer wieder mal gemacht habe, weiß ich nur, dass man sehr genau auswählen muss, denn die Qualität ist sehr unterschiedlich – vom Schrott für teures Geld bis zu Billigangeboten, die einen wirklich weiterbringen (und umgekehrt). Was PR- und Kommunikations-Ausbildungen angeht, bin ich daher zurückhaltend, einen Rat zu geben – vielleicht kann einer der Kollegen weiterhelfen, die diese Wege durchlaufen haben.
Mein einziger Rat ist: Vorsicht vor dem Irrglauben, dass Ausbildung zum Wissenschaftsjournalismus der richtige Weg sei. Ich bin selbst von Hause aus gestandener Journalist und weiß daher sehr gut, wie viel mehr man wissen und beachten muss, um Kommunikation zu konzipieren und durchzuführen. Wissen und Erfahrung im Journalismus ist – wie die Mathematiker so schön sagen – notwendig, aber keineswegs hinreichend für professionelle Kommunikation.
Bitte Erfahrungen mit PR-Ausbildung hier berichten!!!
Ihr Reiner Korbmann
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JF
23. Juni 2012
Sehr geehrter Herr Korbmann, sehr geehrte Cornelia,
mit großem Interesse habe ich Ihre Konversation verfolgt. Als einer, der eine der (heiß umkämpften) Stellen in der Wissenschafts-PR innehat, kann ich den Wunsch nach einer geeigneten Ausbildung nur zu gut verstehen. Denn anders als Wissenschaft kann man Wissenschaftskommunikation meines Erachtens schwerlich im autodidaktischen Studium erlernen. Da die meisten derartigen Stellen aber 1-Personen-Positionen sind, fehlt der Input und Austausch mit erfahrenen Kollegen. Dann bleibt einem oft nur, alle Fehler selbst zu machen oder stets auf Nummer sicher zu gehen. Weder für die wissenschaftliche Einrichtung noch für das eigene Arbeitsempfinden erstrebenswerte Optionen. Noch immer herrscht auf Seiten vieler Wissenschaftler große Unsicherheit im Bereich Kommunikation und Pressearbeit. Dieser Unsicherheit kann eigene Erfahrung und auch eine entsprechende Ausbildung entgegengesetzt werden. Darum prüfe ich trotz meiner derzeitigen – scheinbar erstrebenswerten – Position intensiv darüber nach, diese zu verlassen und mein Wissen und meine Erfahrung im Bereich PR durch ein Studium zu erweitern.
Auch ich habe bei meiner Recherche festgestellt, dass gerade im Bereich PR ein breites Spektrum an Angeboten besteht. Mich würde sehr interessieren, ob Sie hier noch etwas konkretere Tipps haben, welche Studiengänge sich dabei als besonders qualifiziert darstellen (Fernstudium und Normalstudium).
Beste Grüße
J
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Wissenschaft und Schreie
22. Juni 2012
Vielen Dank an Sie, Herr Korbmann, für den äußerst interessanten Beitrag! Gleiches gilt aber auch für Cornelia XYXY. Ich bitte um Fortsetzung 🙂
Beste Grüße
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