Wenn Sie diese Zeilen lesen, lieber Leser, sollten Sie, so hoffe ich als Autor, ein paar neue Informationen bekommen, Gedanken Assoziationen, Ideen, die Sie hoffentlich interessieren. Deshalb mache ich diesen Blog. Ich schreibe „Wissenschaft kommuniziert“ nicht allein, weil es Spaß macht (macht es, aber es steckt auch ein ziemlicher Aufwand an Zeit dahinter, selbst an Reisen wie zum Forum Wissenschaftskommunikation nach Dresden), oder aus persönlicher Eitelkeit, um sichtbar zu werden.
Wenn ich aber den Protagonisten der Podiumsdiskussion zu Wissenschaftsblogs beim Forum Wissenschaftskommunikation in Dresden folgen würde, wären dies meine Beweggründe, sonst fast nichts. Da saßen sie, professionelle Blogger aus der Wissenschaftsszene, Richard Zinken, als Verlagsleiter Geschäftsführer des Spektrum-Verlags verantwortlich für die Blog-Plattform Scilogs, die Forschungsbloggerin Beatrice Lugger, seit neuestem stellvertretende Leiterin des Nationalen Instituts für Wissenschaftskommunikation (NaWik) und Bloggerin der Nobelpreisträger-Tagungen in Lindau, Solveig Wehking, Verantwortliche des Forschungsblogs der Fraunhofer Gesellschaft und Mareike König, Mitinitiatorin des Geisteswissenschaften-Blogs Hypotheses vom
Deutschen Historischen Institut in Paris. Und ihnen fiel zu Nutzen und Sinn von Blogs in der Wissenschaftskommunikation nicht mehr ein, als dass sie die Sichtbarkeit erhöhen und vor allem dass Blogen Spaß macht. Lediglich Zinken, sah noch ein Stück Profilierung für seine Verlagsprodukte darin, meinte zugleich aber, Blogs als Selbstzweck zu sehen, sei nicht so ganz falsch. Eine Empfehlung für die Nutzung von Blogs in der Wissenschaftskommunikation war das nicht.
Haben denn die Blog-Pioniere noch gar nicht verstanden, was sie tun? Kein Wort in der Diskussion, dass Blogs im Grunde individuelle, interaktive und zielgerichtete Online-Zeitschriften für jedermann sind. Für Kommunikatoren sind sie ein bestens geeignetes Mittel, um Internet-affine Zielgruppen mit für sie interessanten Themen dauerhaft zu erreichen (das tue ich hier mit den Zielgruppen Forschungssprecher und Wissenschaftler zum Thema Wissenschaftskommunikation). Und wieviele Internet-affine Zielgruppen gibt es heute bereits – es werden immer mehr. Ob ein Biowissenschaftler die ökologische Nische eines wertvollen Schmetterlings bedroht sieht, ob ein anderer sein Fachgebiet für Studenten attraktiv machen will, ob ein dritter ein Citizen-Science-Projekt starten oder ein Forschungssprecher frühzeitig die Nachbarschaft an einer Institutserweiterung beteiligen will. Blogs eignen sich überall dort, wo sich die verfügbare Information erst allmählich entwickelt und zu umfangreich ist, um sie für die Betroffenen allein in einer Pressemitteilung oder einem einstündigen Vortrag unterzubringen. Dazu kommen die Möglichkeiten der Diskussion, die Blogs bieten, und, und und … Wenn man es historisch sehen will, dann haben Blogs die Pressefreiheit erst endgültig zu einem Allgemeingut gemacht, von der der große Publizist Paul Sethe noch meinte: „Pressefreiheit ist die Freiheit von 200 reichen Leuten, ihre Meinung zu verbreiten.“
Wenn es nur um den Spaß an der Freude geht, dann werden Blogs schnell zu Rohrkrepierern, so wie diese Diskussion bei dem Forum, bei dem es um Wissenschaftskommunikation geht. Wer aber die Chancen erkennt, die eine zielgruppengerechte, optisch attraktive Darstellung der eigenen Themen für eine Internet-affine Zielgruppe bieten, für den sind Blogs ein unverzichtbares Werkzeug des Austausches mit dieser Zielgruppe. Belege dafür sind etwa die Diskussion, die seit Wochen in der Szene um den Gastbeitrag zur PUSH-Initiative von Dr. Volker Meyer-Guckel Wellen schlägt. Seinen Vortrag bei der Tagung der GDNÄ in Göttingen haben etwa 50 Zuhörer gehört, im Blog haben ihn über 800 Interessenten gelesen. Und ein Beleg sind nicht zuletzt Sie, verehrter Leser, der diese Zeilen bis hierher wahrgenommen hat.
Solveig Wehking
7. Dezember 2012
Dass wir bei dem Forum Wissenschaftskommunikation Blogs aus der Sicht von Organisationen darstellen ist doch klar – dort sitzen professionelle Kommunikatoren/-innen, für die es keine News ist, dass Blogs „individuelle, interaktive und zielgerichtete Online-Zeitschriften für jedermann sind.“
Ansonsten schließe ich mich Richard Zinken an.
Viele Grüße
Solveig Wehking
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Andrea E. Reinhardt (@minamnanofuture)
7. Dezember 2012
Spass ist ein ganz zentrales Element etwas zu tun, sei es bloggen oder irgendetwas anderes
http://www.heise.de/resale/artikel/Mehr-Geld-spornt-nicht-zu-mehr-Leistung-an-1444069.html
Wenn sich der Spass verbindet mit dem sich aus den Kommentaren ergebenden Möglichkeiten schneller die eigene Sichtweise zu erweitern ( „lernen“ ), fördert das den Spass für kluge Menschen.
Nach all den Analysen, warum Cluster die Innovationskraft einer Region voran bringen, bleibt ja auch die Frage, ob scilogs et all nicht sehr zentral dazu beitragen Innovationsfähigkeit zu erhalten / zu erweitern (die der blogger, der Communitiy in der sie aktiv sind, aber auch die ihrer Arbeitgeber)
-ein Tool von vielen
aber eben eines, das Spass macht.
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Tobias Maier
4. Dezember 2012
Die Motivation zum Bloggen muss ja nicht mit der Wirkung oder der Bedeutung des Blogs übereinstimmen. Sie haben ja Recht. Blogs sind im Grunde individuelle, interaktive und zielgerichtete Online-Zeitschriften für jedermann [sind|. Für Kommunikatoren sind sie ein bestens geeignetes Mittel, um Internet-affine Zielgruppen mit für sie interessanten Themen dauerhaft zu erreichen..
Ich finde außerdem noch, dass Recherche und sprachlicher Ausdruck geschult wird.
Schreiben tue ich trotzdem aus Spaß – am Durchdenken eines Themas, an den Assoziationen, die einem beim Schreiben einfallen, später an der Diskussion im Kommentarteil und am Publizieren selbst (Bloggen kostet Zeit aber es geht dennoch deutlich schneller als das Publizieren einer wissenschaftlichen Manuskripts).
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Lars Fischer (@Fischblog)
4. Dezember 2012
Ich vermute, was die Kollegen und Kolleginnen auf dem Podium (die ja nun schon ein paar Jährchen länger im Geschäft sind und in dieser Zeit der einen oder anderen harten Realität ins Auge blicken mussten) im Wesentlichen sagen ist, dass all die tollen Möglichkeiten von Blogs durchaus real sind, aber unter den gegebenen Bedingungen nicht ausreichen, um die Leute bei der Stange zu halten. Schon gar nicht Wissenschaftler.
Was an zählbarem Nutzen für die Einzelne zurück kommt ist – abgesehen von wenigen Ausnahmefällen – nach wie vor recht wenig, vor allem gemessen am Aufwand. Die Praxis zeigt auch: Diejenigen, die sich vor allem konkrete Erträge in Ihrem Sinne etc erhoffen, sind bald wieder weg, diejenigen, die aus intrinsischer Motivation bloggen, bleiben.
Das sieht im englischen Sprachraum natürlich inzwischen ganz anders aus, aber hierzulande ist das Umfeld ausgesprochen schwierig, und es wird derzeit sogar eher schwieriger.
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Richard Zinken
4. Dezember 2012
Lieber Herr Korbmann,
ich bedaure, dass meine Ausführungen und die meiner Mitstreiterinnen bei Ihnen an angekommen sind. Verstehen tue ich es allerdings nicht. Ich komme nur für diesen Vortrag nach Dresden und denke, Blogs sind Selbstzweck????
Mit freundlichem Gruss
Richard Zinken
PS: Ich bin Verlagsleiter, nicht Geschäftsführer
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