Wer sind die besten Forschungssprecher des Jahres 2015? Wir – die Zeitschrift „Medizin&Wissenschaftsjournalist“ und dieser Blog „Wissenschaft kommuniziert“ – haben rund 700 Medizin- und Wissenschaftsjournalisten in Deutschland, Österreich und der Schweiz diese Frage gestellt – und sie haben abgestimmt: Die Forschungssprecher des Jahres 2015. Gewählt wurden in diesem Jahr zum ersten Mal drei Frauen – die „Herren der Schöpfung“ schnitten dieses Mal nicht so gut ab. Und auch beim erstmals ausgeschriebenen und über Online-Abstimmung ermittelten Publikums-Preis reichte es nur für einen Mann – zum gemeinsamen Sieg mit einer Frau (mit exakt der gleichen Bewertung). Für die Forschungssprecher also ist 2015 das Jahr der Frauenpower! Und zum ersten Mal steht auch ein österreichischer Kollege auf dem Podest – doch der Reihe nach.
Die Sieger bei der Wahl zum „Forschungssprecher des Jahres 2015“
Die Sieger bei der Wahl zum „Forschungssprecher des Jahres 2015“ sind:
Dr. Elisabeth Hoffmann, Leiterin Presse und Kommunikation der TU Braunschweig
in der Kategorie „Forschungsinstitute und Hochschulen“;
Caroline Wichmann, Leiterin Presse und Öffentlichkeitsarbeit der Nationalen Akademie der Wissenschaften „Leopoldina“, Halle
in der Kategorie „Forschungsorganisationen und Stiftungen“;
Dr. Katharina Jansen, Presse Wissenschaft und Forschung der Bayer AG, Leverkusen
in der Kategorie „Industrie und andere Unternehmen“.
Den Publikumspreis bei der Online-Wahl holten sich 2015:
In der Kategorie „Forschungsinstitute und Hochschule“:
Julia Wandt, Leiterin Kommunikation und Marketing der Universität Konstanz, zusammen mit
Uwe Steger, Leiter des Büros für Öffentlichkeitsarbeit und Kulturservice der Universität Innsbruck.
In der Kategorie „Forschungsorganisationen und Stiftungen“:
Caroline Wichmann von der Nationalen Akademie der Wissenschaften „Leopoldina“.
In der Kategorie Industrie und andere Unternehmen:
Dr. Birgitt Sickenberger, Externe Kommunikation Sanofi Deutschland, Frankfurt.
Die Forschungssprecher 2015: Drei Profis der Wissenschaftskommunikation
Elisabeth Hoffmann ist seit bald zwanzig Jahren Leiterin der Stabsstelle Presse und Kommunikation der TU Braunschweig. In der Szene aber wurde sie vor allem durch ihr Engagement für eine bessere Wissenschaftskommunikation in Deutschland einem größeren Kreis bekannt. So war sie eine der Gründerinnen des Hauses der Wissenschaft in Braunschweig, führte sechs Jahre lang als Vorsitzende den Bundesverband Hochschulkommunikation und initiierte zusammen mit Markus Weißkopf den „Siggener Kreis“, der sich vor allem für Qualitätsverbesserungen in der Wissenschaftskommunikation einsetzt.
Caroline Wichmann wurde bereits 2011 zur Forschungssprecherin des Jahres gewählt. Sie leitet seit 2009 die Presse und Öffentlichkeitsarbeit der „Leopoldina“ in Halle, die sie mit dem Umbau der Leopoldina zur Nationalen Wissenschaftsakademie ausgebaut hat. Zuvor war sie an der Freien Universität Berlin und als Pressereferentin bei „Wissenschaft im Dialog“. Insgesamt 18 Jahre Erfahrung im Wissenschaftsmanagement hat sie so angesammelt.
Katharina Jansen ist seit 2006 Referentin für Forschung und Wissenschaft in der Pressestelle der Bayer AG. Von Hause aus ist sie Chemikerin, leitete zeitweise bei Bayer ein Labor im Pflanzenschutz und befasste sich dann mit Hochschulmarketing und Innovationsstrategie. Noch heute betreut sie – neben der Pressearbeit für den Innovationsvorstand – den Bereich Innovationsstrategie sowie die wissenschaftlichen Preise der Bayer Science & Education Stiftung.
Nun ebenso eine Kurzvorstellung der Publikumspreisträger:
Julia Wandt leitet die Stabsstelle Kommunikation und Marketing der Universität Konstanz, deren Aufgabe es ist, als zentrale Schnittstelle der Universität zu internen und externen Zielgruppen einen geschlossenen und abgestimmten Gesamtauftritt nach innen und nach außen zu schaffen. Sie ist auch Vorsitzende des Bundesverbands Hochschulkommunikation.
Uwe Steger leitet an der Universität Innsbruck das Büro für Öffentlichkeitsarbeit und Kulturservice, das die gezielte Aufgabe hat, die Wettbewerbsfähigkeit der 1669 gegründeten Hochschule mit 28.000 Studenten zu stärken. Die Aufgaben reichen dabei von der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit bis zur Studienberatung.
Birgitt Sickenberger verantwortet die Externe Kommunikation bei Sanofi Deutschland, der nationalen Niederlassung des französischen Arzneimittelkonzerns Sanofi, eines der größten Pharmaunternehmen der Welt.
Allen Forschungssprechern des Jahres und den Publikumspreisträgern herzlichen Glückwunsch.
So wurden die Forschungssprecher des Jahres gewählt
Zum achten Mal wurden in diesem Jahr die Forschungssprecher des Jahres gewählt. Zum ersten Mal wurde eine Frau, nämlich Caroline Wichmann, zum zweiten Mal von den Kollegen gekürt. Das hatte bisher nur Franz Miller geschafft, damals bei Fraunhofer. Und Caroline Wichmann holte nicht nur den Haupttitel, sondern war zugleich in ihrer Kategorie Online-Publikumsfavoritin – das gab es auch noch nie.
Wie wurden die Forschungssprecher des Jahres gewählt? Rund 700 Medizin- und Wissenschaftsjournalisten in den deutschsprachigen Ländern wurden persönlich per E-Mail angeschrieben. Ihnen wurde eine Liste von rund 60 Forschungssprechern in Hochschulen, Instituten, Organisationen, Stiftungen und in der Wirtschaft vorgelegt, deren Arbeit sie, soweit sie ihnen bekannt waren, bewerten sollten. Die beste Durchschnittsnote entschied, nicht die höchste Zahl der Stimmen – wir wollten ja die Zufriedenheit der Journalisten mit der Arbeit der Forschungssprecher bewerten, nicht ihre Popularität (mit einem Mindestquorum, damit nicht Einzelstimmen zu Ausreißern führten). Entscheidende Bewertungskriterien sollten sein: Professionalität der Arbeit, Journalistische Fähigkeiten, ihr Verständnis für die journalistischen Notwendigkeiten und das Niveau der vermittelten Informationen. Da die Rahmenbedingungen für Forschungssprecher in den unterschiedlichen Bereichen sehr verschieden sind, fand die Wahl in drei Kategorien statt.
Wissenschaftskommunikation ist ein einsamer Job
Warum Forschungssprecher des Jahres? Kommunikation in Wissenschaftsinstitutionen ist ein einsamer Job. Partner auf der einen Seite sind Wissenschaftler und Forschungsmanager, die selbstverständlich glauben, „ihr Pressesprecher“ könnte mit einem Fingerschnippen die eigenen Erkenntnisse in den Medien platzieren, wie man es gerne möchte – am liebsten im Fernsehen oder in der FAZ. Auf der anderen Seite die Journalisten, die oft genug kaum Ahnung haben von den Interna des Forschungsbetriebes und meist gar nicht von den komplexen Forschungsgegenständen, um die es geht. Kritik von allen Seiten ist vorprogrammiert. Deshalb haben wir Kollegen gefragt, die sich auskennen, nämlich Wissenschaftsjournalisten. Deshalb haben wir überhaupt eine Auszeichnung ins Leben gerufen, die Mut machen soll zu Wissenschaftskommunikation auf höchstem Niveau, die zugleich an Kollegen geht, die mit ihrer Arbeit Beispiel geben für die große Zahl von Forschungssprechern, die gleichzeitig Ermutigung verdienen, den im Alltag sagt ihnen normalerweise niemand, dass sie ihre Sache gut machen.
Noch einmal herzlichen Glückwunsch an:
Die Motivation, die Lebens- und Berufswege sowie die Positionen der drei Forschungssprecher des Jahres haben wir in eigene Blogposts gepackt, auch damit die Ausgezeichneten auf ihren Websites dorthin verlinken können – es ist schließlich immer besser, wenn andere Gutes von einem selbst reden.
Getrennt und doch gleich – Die Online-Publikumswahl
Großen Anklang fand in diesem Jahr die Publikumswahl der beliebtesten Forschungssprecher. Nachdem in den letzten Jahren die Online-Wahl eher als Test neben der Wahl der Forschungssprecher des Jahres herlief, haben wir sie jetzt aufgewertet zu einer regelrechten Publikumswahl. Die Kandidatenliste und die Kategorien sind die gleichen, doch die Bewertung läuft völlig getrennt von der Wahl durch die Medizin- und Wissenschaftsjournalisten, aber nach dem gleichen Schema. Natürlich sind technische Maßnahmen vorgeschaltet, die Doppelabstimmungen verhindern. Zusätzlich entfernen Filter vor der Auswertung deutlich erkennbare Kampagnenstimmen, um zu vermeiden, dass ein Forschungssprecher in der Vordergrund kommt, der unbedingt gewählt werden soll (schließlich wissen die PR-Profis, wieviel auch das eigene Profil wert ist).
Das Ergebnis ist klar: Es wurden Kollegen gewählt, die sich durch ernsthafte Arbeit einen Namen gemacht haben, die nicht als Blender brillieren, sondern durch hohe Qualität an Wissenschaftskommunikation bekannt sind. Auch bei den Journalisten waren sie in den letzten Jahren immer wieder im Spitzenfeld zu finden. Dass es jetzt bei der Publikumswahl geklappt hat, mag daran liegen, dass ihr Arbeitsfeld Wissenschaftskommunikation erheblich mehr enthält als die Arbeit für die Journalisten. Wie breit das Feld der Kommunikation für die Wissenschaft ist, das wird hier in diesem Blog immer wieder beschrieben.
Den Preisträgern der Publikumswahl, Julia Wandt, Uwe Steger, Caroline Wichmann und Dr. Birgitt Sickenberger noch einmal herzlichen Glückwunsch und „Glückauf“ bei Ihren weiteren Bemühungen um eine bessere und bessere Wissenschaftskommunikation.
Die Liste aller Kandidaten – nach Beendigung der Online-Wahl vorübergehend ausgeblendet – finden Sie jetzt wieder bei der Ausschreibung zur Online-Publikumswahl. Inzwischen sind viele weitere Vorschläge für die Kandidatenliste von Wählern eingegangen. Sie stehen im nächsten Jahr zur Wahl.
Posted on 20. Oktober 2015
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