Katja Bär: „Forschungssprecherin des Jahres 2022“ für Institute und Hochschulen

Posted on 29. November 2022

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Die Forschungssprecherin des Jahres 2022

Kategorie „Forschungsinstitute und Hochschulen“

Foto: Jens Meyer/Universität Jena

Katja Bär

Leiterin Hochschulkommunikation und Pressesprecherin der Friedrich-Schiller-Universität Jena

So sieht sie ihre Arbeit in der Forschungskommunikation:

„Auf den Schreibtischen der Kommunikationsverantwortlichen in den Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen stapeln sich die Leitfäden zur Forschungskommunikation.  Nach den bereits 2016 aus dem Siggener Kreis hervorgegangenen Leitlinien des Bundesverbandes für Hochschulkommunikation (BVHKom) und Wissenschaft im Dialog (WiD), haben inzwischen auch der Wissenschaftsrat, das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die von dort ausgehende #FactoryWisskomm, die Deutsche Public Relations Gesellschaft (DPRG), die Hochschulrektorenkonferenz (HRK) und jüngst die Austria Presse Agentur (APA) Papiere zu strategischer und guter Wissenschaftskommunikation herausgegeben. Die Papiere belegen die gestiegene Relevanz von Forschungskommunikation aber auch die Notwendigkeit, diese strategischer auszurichten und ihre Qualität zu verbessern. Eine zentrale Rolle für Strategie wie Qualität spielen dabei die Kommunikationsabteilungen der Hochschulen und Forschungseinrichtungen.

Die Erwartungen an diese sind hoch: Sie sollen ihre renommierten Forschenden in die Medien bringen und jene, die in den Fachgebieten anderer dilettieren, aus diesen heraushalten. Sie sollen mit eigenen Magazinen, Podcasts und Videos die breite Forschung der Institution sichtbar machen, mit Jahresberichten deren Leistung dokumentieren, in den Sozialen Medien Wissenschaftsjournalist:innen und Politiker:innen ansprechen, Nachwuchs rekrutieren, die Arbeitgebermarke stärken, Alumni binden und Umfeldkommunikation betreiben, damit die Nachbarn nicht gegen die Forschungs-Neubauten auf die Straße gehen. Forschende sollen für die selbständige Wissenschaftskommunikation fit gemacht werden und möglichst schon als Studierende darauf vorbereitet werden. Es sollen Formate angeboten werden, mit denen bildungsferne Gruppen und Wissenschafts-Skeptiker einbezogen werden, mit denen die interne Kommunikation unter den Forschenden unterstützt wird, Spenden generiert werden und wissenschaftliche Politikberatung gelingt.

Die Liste ist noch lange nicht vollständig, zeigt jedoch, dass die Vielfalt von Aufgaben der institutionellen Forschungskommunikation riesig ist. Von den Mitgliedern der Institutionen und selbst von den Leitungen wird dies meist nicht erkannt, da sie selbst immer nur kleine Ausschnitte daraus sehen. Viele Kolleg:innen klagen deshalb über fehlendes Verständnis und mangelnde Ressourcen. Dass sie trotzdem ihren Aufgaben in herausragender Weise gerecht werden, liegt an ihrer hohen Motivation und Professionalität. Trotzdem ist die Gefahr groß, dass im Alltag Strategie und Qualität unter Zeit- und Ressourcenmangel leiden, wenn letztere nicht mit den Aufgaben wachsen.

Grundvoraussetzung für strategische Kommunikation ist zudem die Einbindung in die Entscheidungsfindung in den Leitungsgremien. An der Friedrich-Schiller-Universität Jena bin ich als Kommunikationschefin daher bei allen Präsidiumssitzungen selbstverständlich beteiligt. Ich kann meine Erfahrung aus fast zwei Jahrzehnten im Wissenschaftsmanagement und in der Zusammenarbeit mit Politik und Wirtschaft einbringen und spüre die Wertschätzung für meine Expertise und Person. Dies wünsche ich allen meinen Kolleg:innen, denn daraus erwächst das gegenseitige Vertrauen, das notwendig ist, wenn in Krisensituationen aber auch im Alltag schnelle Entscheidungen getroffen werden müssen und wir unserer Sprecherrolle gerecht werden wollen.

Gerade wenn unsere Kommunikation strategisch und von hoher Qualität sein soll, müssen wir auch in der Lage sein, Themen, die uns in viel zu großer Zahl angeboten werden, ablehnen zu können. Ich betrachte es als einen Erfolg meiner Arbeit, dass nicht mehr versucht wird über das Präsidium Druck auf die Pressestelle und den Bereich Marketing auszuüben. Das Vertrauen in mein Team ist groß, seit wir konsequent unsere Qualitäts-Richtlinien und unsere Kommunikationsstrategie erklären, die sich wiederum aus der Hochschulstrategie ableitet.

Qualität und Strategie in der Wissenschaftskommunikation sind in unserer von großen Krisen geprägten Zeit noch bedeutender geworden. Es geht nicht mehr darum, möglichst viel Wissen zu verbreiten, sondern die Fragen an die Wissenschaft im Dialog zu beantworten.    Die Gesellschaft will von der Wissenschaft beispielsweise wissen, wie sich die Klimakrise lösen lässt, wie die Demokratie gestärkt werden kann oder wie Nationalismus und Kriege einzudämmen sind. Das in der Pandemie gewachsene Vertrauen kann jetzt genutzt werden, um durch Dialog Wirkung zu entwickeln. Die Leitlinien auf den Schreibtischen helfen dabei, müssen jedoch noch um die Lehren aus der Pandemie ergänzt werden.“

Wie sie wurde, was sie ist:

Katja Bär ist seit Februar 2019 Leiterin der Abteilung Hochschulkommunikation und Pressesprecherin der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Zuvor leitete sie acht Jahre lang die Abteilung Kommunikation und Fundraising der Universität Mannheim. Sie studierte Geschichte, Kommunikationswissenschaft und Sprachen in Heidelberg und Mannheim sowie Classics in Cambridge. Ihre Teams wurden mehrfach für ihre PR- und Fundraisingkampagnen ausgezeichnet.

Neben ihrer Hochschultätigkeit ist sie Referentin und Trainerin für Wissenschaftskommunikation. Seit 2021 ist sie im Vorstand des Bundesverbandes Hochschulkommunikation für politische Stellungnahmen und die strategische Verbandsentwicklung zuständig. Katja Bär liebt es, sich mit Kunst, Gärten und Geschichte zu beschäftigen. Auf dem Lesetisch liegt daher aktuell: „Der kultivierte Gärtner: Die Welt, die Kunst und die Geschichte im Garten“ von Stefan Rebenich.