Ich bin Wissenschaftsjournalist seit über 35 Jahren. Vor mehr als zehn Jahren habe ich angefangen, mich auch um die andere Seite des Tisches zu kümmern: Wie Wissenschaftler untereinander und mit der Gesellschaft kommunizieren. Lasst es mich so sagen: Da könnte vieles besser sein.
Wissenschaft braucht Kommunikation. In einer Welt, wo nicht nur gilt, was jemand tut, sondern viel mehr, was von ihm wahrgenommen wird, muss diese Kommunikation professionell sein. Das kann kein Forscher nebenher, dazu braucht er Mitarbeiter und Berater, die Wissenschaft kennen und wissen, wie Kommunikation funktioniert. Kurz: Gut ausgebildete und mit allen Wassern gewaschene Kommunikatoren. Anders wird sich Wissenschaft in unserer Welt der Reizüberflutung im Wettrennen um die besten gesellschaftlichen Ressourcen nicht gegen Bereiche wie Wirtschaft, Sport, Entertainment oder Politik behaupten können. Die traditionellen „Pressesprecher“ genügen da nicht mehr.
Mit meiner Erfahrung als Journalist und nun seit über zehn Jahren auch als Wissenschaftskommunikator will ich dazu beitragen, dass das Bewußtsein dafür wächst, dass die Mittel und Möglichkeiten wachsen und dass wir in der Community der Wissenschaftskommunikatoren Erfahrungen und Informationen austauschen.
Dazu dieser Blog. Sie sind herzlich eingeladen, sich zu beteiligen.
Prof.Dr. R.Horn
19. Februar 2020
Sehr geehrter Herr Korbmann ,
die Idee der vermehrten Kommunikation untereinander als notwendige Grundlage einer besseren vorwärts gerichteten Forschung ist sicherlich richtig und dringend nötig- die Frage muss aber dabei auch beantwortet werden, was muss die Gesellschaft dazu beitragen- sind unangenehme Erkenntnisse auch willkommen und werden sie aktiv in positivem Sinne weiter diskutiert oder lieber durch Ignorieren – weil es nicht so in dem Kram passt- todgeschwiegen- in meiner langen Forschungszeit ist dies durchaus ein Faktum was dann Forscher/innen durchaus demoralisiert – aber das „dicke“ bereits prognostizierte Ende läßt sich dann nicht mehr leugnen – nur ist es dann zu spät und erfordert viel zu hohe Folgekosten!
Solche Diskussionen sollten geführt werden, um einen besseren Überblick für die zukünftige Ausrichtung ebenfalls zu erhalten oder Anregungen zu geben.
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Uwe Lütjohann
15. Mai 2019
Wenn ich lese: „gegen Fake-News“, leuchtet sofort die Kontrollleuchte. Gegenwärtig scheint es mir so zu sein, dass die gegenteilige, nicht opportune, aber durchaus begründete Meinung schnell zu den „Fake-News“ gerechnet wird. Der wissenschaftlcher Diskurs in manchen Bereichen wurde als „beendet“ erklärt (obwohl die Erkenntnisse zuweilen lediglich auf Modellrechnungen unter bestimmten unsicheren Grundannahmen beruhen) und die Bedenkenträger werden zu Menschen abgestempelt, welche angeblich Verschwörungstheorien verbreiten. So einfach geht „Wissenschaft“ heute in manchen Bereichen. Was „Fake-News“ sind und was die „Wahrheit“ ist, bestimmt sozusagen die Mehrheit der Wissenschaftler oder sogar der Politiker, was noch schlimmer ist. Dabei war Wissenschaft noch nie eine demokratische Veranstaltung. Darwin, Einstein oder Newton waren zunächst auch nur einsame Rufer und verbreiteten aus damaliger Sicht „Fake-News“…
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Reiner Korbmann
15. Mai 2019
Lieber Herr Lütjohann, Sie erheben Vorwürfe, die Sie nicht belegen. So habe ich hier gar nicht von Fake-News geschrieben, und dass gegenteilige Meinung als „Fake-News“ abgebügelt wird, ist ja wohl nicht typisch für Wissenschaft, sondern eher für Populisten. Sie wenden aber gerade deren Methode an, indem Sie angreifen und sich gleichzeitig als Opferlamm hinstellen. Behauptung allein schafft noch keine Fakten. Da verlasse ich schon viel lieber auf die Methoden der Wissenschaft.
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Thomas Knoll
10. Juni 2012
Lieber Herr Korbmannn,
wenn ich Ihre Zeilen lese, habe ich das Gefühl, Sie wollen den Lauf der Zeit umkehren. An den Institutionen, in den Hightech-Unternehmen wandeln sich die Ansprüche an die Kommunikatoren. In zunehmendem Maße sind statt des fach- oder themenorientierten Wissens vermehrt Stärken auf den Gebieten Vertrieb und Marketing gefragt. Die reißerische Story lässt sich scheinbar besser kommunizieren, als die fachlich untermauerte. Das zeichnet sich immer deutlicher ab. Wobei aber die fachlich, sachlich fundierte Kommunikation nicht im Widerspruch zu spannenden und vielseitig interessanten Geschichten stehen muss.
Zum Teil ist dieser Trend Ergebnis des Mangels an entsprechend qualifizierten Kommunikatoren, teils aber auch bedingt durch die zunehmende Anspruchslosigkeit traditioneller und neuer Medien und derer Journalisten. Der kritische Leser dieser Medien kann das jedenfalls leicht feststellen.
Deshalb freue ich mich, dass Sie sich gegen diese Entwicklung stemmen wollen. Deshalb müssen wir die Ansprüche der „altgedienten“ Wissenschafts- und Fachkommunikatoren – dazu rechne ich mich ebenso wie Sie – pflegen, diskutieren und verstärkt kommunizieren. Die Wissenschaftler, Forscher und Entwickler brauchen ganz einfach qualifizierte Kommunikatoren als Transformatoren ihres Fachwissens auf die verschiedenen Ebenen der Öffentlichkeit.
Wenn immer breitere Schichten der Öffentlichkeit Begriffe wie „Qualitätsjournalismus“ immer intensiver diskutiert, dann haben wir womöglich die Chance, uns gegen den Trend zu stemmen.
Beste Grüße
Thomas Knoll
ehemaliger Kommunikator für das Technolgieunternehmen Bosch
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