Der große Preis – Zukunftspreis des Bundespräsidenten

Posted on 5. Dezember 2013

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Die begehrte Trophäe – Der Zukunftspreis des Bundespräsidenten

Reiner_Blog_miniEs ist das Kernproblem jedes Öffentlichkeitsarbeiters: Aufmerksamkeit gewinnen. Aufmerksamkeit bei den Journalisten, in der Zielgruppe, in der breiten Öffentlichkeit oder wo auch immer. In unserer Zeit der Informationsüberflutung geht es vor allem um eines: Aufmerksmkeit – herausragen aus der Flut der tagtäglichen Ereignisse, bemerkt und wahrgenommen werden.

Kein Weg ist dafür so gut geeignet, wie der, von anderen ausgezeichnet zu werden, Preise zu gewinnen. Je populärer, umso breiter die Wirkung. Das gilt für fachliche Auszeichnungen ebenso wie für Preise im politischen Feld, wie für die zahlreichen Auszeichnungen, die sich im Umfeld von PR und Marketing tummeln. Leuchtendes Beispiel: Der Deutsche Zukunftspreis des Bundespräsidenten, der gestern Abend wieder in Berlin von Bundespräsident Joachim Gauck verliehen wurde. Für die ausgezeichneten Wissenschaftler ein Grund zur höchsten Freude, für die Forschungssprecher, die hinter ihnen stehen, ein Anlass zum Nachdenken.

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Drei Sieger, die Aufmerksamkeit gewonnen haben – v.l. Prof. Nolte, Dr. König, Dr. Sutter. (Foto:Korbmann)

Die Feier in Berlin, moderiert von der routinierten, nicht immer brillianten Maybrit Illner und vier Stunden später im Nachtprogramm des ZDF übertragen, ist wohl die breiteste Plattform, die ein Wissenschaftler erreichen kann. Im Publikum: der Bundespräsident, alle möglichen Größen aus Forschungspolitik und Parlament, daneben große Köpfe der Scientific Community und natürlich viele – nicht unbedeutende – Adabeis (Münchner Ausdruck für die, die immer „auch dabei“ sind). Das ist nicht Fachöffentichkeit, aber die große Chance, die eigene Forschung mit breiter Strahlkraft darzustellen, Presseecho zu erzielen und bei den eigenen Mitarbeitern und bei den Vertretern der Öffentlichkeit im nächsten Jahr aufzutrumpfen. In diesem Jahr gewannen ein Gespann aus Industrie- und Grundlagenforschung den Zukufnstpreis des Bundespräsidenten: Ultrakurzpulslaser als Werkzeug für die industrielle Fertigung, die Grundlagen erforscht an der Universität Jena und am Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik in Jena, die Anwendung entwickelt bei der Robert Bosch GmbH in Schwieberdingen und der Trumpf Laser GmbH in Schramberg. Eine beeindruckende Entwicklung, in ihrer Bedeutung treffend dargestellt, in ihren Auswirkungen heute wohl noch nicht voll abzuschätzen.

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Trockene Technik preiswürdig – Spiegel des Ultrakurzpuls-Lasers (Foto: A. Pudenz)

Es geht um Wissenschaftskommunikation: Erstens: Wie erreiche ich hohe Aufmerksamkeit für unsere Leistung, zweitens wie bin ich erfolgreich in der Kommunikation meiner Leistung an die Jury und an die breite Öffentlichkeitsarbeit? Und wohl kaum eine Form der Kommunikation hat eine solche Verstärkerwirkung wie der Antrag für einen Forschungspreis. Doch – ehrlich betrachtet – meist ist dies allein die Sache der Forscher, um welchen Preis sie sich bewerben, wie sie das Bewerbungsschreiben abfassen. Hat da der Kommunikator wirklich nichts zu suchen? Ich denke – allemal: Zumindest wenn es um anregen der Bewerbung, redigieren des Textes, um Ratschläge für die Geschichte, vielleicht sogar um Formulierungen geht. Jeder Wissenschaftler, der da seinen Forschungssprecher nicht einschaltet, jeder Forschungssprecher, der nicht erkennt, dass dies ein brisanter, höchst wichtiger Text ist, der sollte mit dem Klammerbeutel gebürstet werden.

Gesellschaftliche Kontakte der Forschung  - Der Bundespräsident sprach noch stundenlang mit Teilnehmern der Preisverleihung (Foto: Korbmann)

Gesellschaftliche Kontakte der Forschung – Der Bundespräsident sprach noch stundenlang mit Teilnehmern der Preisverleihung (Foto: Korbmann)

Ich selbst habe in meiner Karriere bisher vier Mal für Wissenschaftler Bewerbungen um eine Auszeichnung formuliert. Das reichte von weit bekannten Forschungspreisen bis hin zu PR-nahen Auszeichnungen. Dabei geht es vor allem um die Erstellung eines zielgruppenreinen Dokuments: Die Zielgruppe sind allein die sechs oder ein Dutzend Juroren, die über die Preisvergabe entscheiden. Wer sind sie – oft kennt man sie nicht – welche Intentionen verfolgt der Preis und damit die Jury? Und jeder Juror ist auch nur Mensch – ihm muss eine schlüssige Geschichte erzählt werden, damit er einsieht, weshalb die dargestellte Entwicklung wichtig, ja zukunftsentscheidend ist. Und es müssen ihm – je nach Jury – die Hintergründe gezeigt werden, mal mehr die wirtschaftlichen Auswirkungen, mal mehr die ökologischen, mal mehr die wissenschaftliche Höhe, mal mehr die politischen Aspekte. Das ist Kommunikation auf höchstem Niveau. In engem, vertrauensvollen Austausch zwischen Wissenschaftler und Kommunikator entsteht so der Text, der sowohl allen wissenschaftlichen als auch allen kommunikativen Ansprüchen genügt. Und die Kommunikationsaufgaben sind natürlich nicht mit der Preisverleihung beendet – im Gegenteil, dann gilt es, das Erreichte so gut wie möglich als Forschungssprecher zu nutzen. Das heißt: Pressemitteilung, Twitter, Facebook und Blog vorbereiten, Interviews organisieren, Gastbeiträge des Preisträgers on- und offline anbieten. (Am Rande: Von den vier Bewerbungen, die ich verfasst habe, haben alle die Auszeichnung erhalten. Bei einer Auszeichnung hatte sich mein Forscher sogar vorher mit einem eigenen Text beworben, und war durchgefallen. Aber das ist keine Garantie.)

Mein Appell: Forschungssprecher – kümmert Euch intensiv um Preise und Auszeichnungen Eurer Forscher! Nichts anderes entfacht eine solche Wahrnehmungskraft, bietet den Wissenschaftlern Eure Mitarbeit an, überzeugt sie mit Preisen, die Eure Texte für andere gewonnen haben (natürlich diskret) und winkt immer mit der Karotte: der Bundespräsident verleiht jedes Jahr für herausragende Innovationen den Deutschen Zukunftspreis (mit Fernsehübertragung!).

Fertig zum Siegerfoto - Der Bundespräsident mit Nominierten und Siegern. (Foto: Korbmann)

Fertig zum Siegerfoto – Der Bundespräsident mit Nominierten und Siegern. (Foto: Korbmann)

Jetzt erst einmal herzlichen Glückwunsch den neuen Preisträgern des Deutschen Zukunftspreises, Preis des Bundespräsidenten für Technik und Innovation: Dr. Jens König von Bosch, Dr. Dirk Sutter von Trumpf Laser und Prof. Stefan Nolte von Uni Jena und Fraunhofer IOF haben wirklich ein universelles, zukunftsorientiertes Werkzeug für die industrielle Fertigung in Zeiten geschaffen, in denen Produkte immer kleiner werden und gleichzeitig immer mehr Leistungen integrieren. Sie haben sich durchgesetzt gegen Rainer Pätzel, Dr. Ralph Delmdahl und Dr. Kai Schmidt von Coherent Laser Systems, die kristalline Schaltschichten für ultrahoch auflösende Displays entwickelt haben, sowie gegen Prof. Wolfgang Schnick und Peter Schmidt von der Universität München mit energiesparenden Materialien für LED-Beleuchtungen. Am Ende – und das muss man am Anfang wissen – sind Jury-Entscheidungen nie voraus berechenbar, am Ende ist man – wie vor Gericht – in Gottes Hand. Doch um erst einmal in die Endausscheidung zu kommen, dazu hilft die Unterstützung des Forschungssprechers: Traut Euch.