Prosit 2017 – Der „Wissenschafts-Blog des Jahres 2016“ ist gewählt!

Posted on 12. Januar 2017

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Blogautor Wissenschaft kommuniziertEs ist entschieden. Der „Wissenschafts-Blog des Jahres 2016“ ist gewählt. (Sorry für die etwas verspätete Veröffentlichung.) Die Leser von „Wissenschaft kommuniziert“ haben abgestimmt und einen eindeutigen Sieger gefunden: Den populärsten Wissenschaftsblog des Jahres 2016. Wir haben die interessantesten deutschsprachigen Blogs gesucht – und wurden prompt nicht nur in Deutschland, sondern auch in Österreich und der Schweiz fündig. Das Internet macht grenzüberschreitende Kommunikation selbstverständlich.

Zugleich fand wieder – zum dritten Mal – eine zweite Wahl statt: Die Wahl zum „Blogteufelchen der Wissenschaftskritik“. In diesem Jahr besonders spannend – doch davon gleich mehr. Und schließlich: Die Redaktion hat wieder ihren Sonderpreis vergeben, für einen Kandidaten, den sie für besonders wertvoll hält.

Hier die Ergebnisse:

Der „Wissenschafts-Blog des Jahres 2016“:

„Wissenschaft aktuell“

Gold Wissenschaftsblog der Wissenschaftskommunikation

Der „Wissenschafts-Block in Gold“ für den „Wissenschafts-Blog des Jahres 2017“: Wissenschaft aktuell.

 

Gold Beispiel für die Wissenschaftskommunikation

„Wissenschaft aktuell“: Nachrichten aus vielen Forschungsgebieten, sachgerecht, verständlich und in guter Auswahl.

Dieser Blog ist eigentlich kein Blog, sondern ein Nachrichten-Portal. Eine Gruppe von Wissenschaftsjournalisten gründete „Wissenschaft aktuell“ bereits 1998 – in Internet-Dimensionen also „Steinzeit“ – und bestückt den Blog jeden Tag mit einer Fülle von aktuellen News: Wissenschaft in aller Kürze, in bewunderswerter Breite der Themen, in für jedermann verständlicher Sprache, in gelungener Auswahl, in ausreichendem Umfang und in großer Zuverlässigkeit. Eine große journalistische Leistung, die höchste Anerkennung verdient. Im letzten Jahr erzielte „Wissenschaft aktuell“ bereits den dritten Platz bei der Wahl des „Wissenschafts-Blogs des Jahres“, in diesem Jahr reichte es endlich – mit deutlich mehr Stimmen, zu Platz eins. Herzlichen Glückwunsch: Eine verdiente Wahl und eine durch Ausdauer und Qualität verdiente Anerkennung.

 

Der „Wissenschafts-Blog des Jahres 2016“ in Silber:

„Zukunftsblog“

Wissenschaftsblog in Silber der Wissenschaftskommunikation

Platz zwei als „Wissenschafts-Blog des Jahres 2016“: der Zukunftsblog der ETH Zürich.

Silber Zukunftsblog der Wissenschaftskommunikation

Der „Zukunftsblog“ der ETH-Zürich:: Lebendige Berichte von jungen und erfahrenen Forschern zur Nachhaltigkeit.

Diese Auszeichnung geht an die ETH Zürich, wohl eine der renommiertesten Universitäten Europas. Sie will mit dem „Zukunftsblog“ ihren Beitrag zu einer nachhaltigen Zukunft unterstreichen. Im Zukunftsblog stehen Nachrichten im Mittelpunkt, naturgemäß aber aus einem kleineren Umfeld, nämlich aus der ETH-Forschung zu Themen wie Klimawandel, Umwelt, Energie, Welternährung oder Zukunftsstädte. Hier berichten die Beteiligten selbst – vom Doktoranden bis zum Professor, auch anderer Hochschulen – umso höher ist das Niveau der Darstellung einzuschätzen: spannend, verständlich, inhaltsreich und direkt aus dem Forscherleben gegriffen.  Auch dieser Blog eine sehr gute Wahl, wohl ein Musterbeispiel, wie eine Hochschule, ein Forschungsschwerpunkt oder ein Institut mit etwas Engagement Blogs für die Kommunikation nutzen kann. Daraus könnten viele in der Wissenschaftskommunikation etwas lernen.

 

Der „Wissenschafts-Blog des Jahres 2016“ in Bronze:

„Pfahlbauten-Blog“

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Platz drei als „Wissenschafts-Blog des Jahres 2016“: Der Pfahlbauten-Blog.

Bronze Wissenschaftsblog der Wissenschaftskommunikation

Bronze für den „Pfahlbauten-Blog“: Prähistorie so bunt wie das heutige Leben.

Es gibt viele schöne und wertvolle Blogs, die unentdeckt bleiben, wenn man sie nicht einmal heraushebt aus der grauen Masse. Dazu gehört sicher auch der „Pfahlbauten-Blog“ des in Wien ansässigen „Kuratoriums Pfahlbauten“, das auch zuständig ist für das UNESCO-Welterbe „Prähistorische Pfahlbauten um die Alpen“. Wie der „Zukunftsblog“ ein Newcomer in der Kandidatenliste, auf Vorschlag eines Lesers, der es auf Anhieb auf Rang 3 der Wahl schaffte. Dieser Blog beschäftigt sich mit einem kleinen Thema, eben Pfahlbauten. Aber er schafft es, durch Darstellung von Forschungsergebnissen, von Forschungsmethoden und -problemen, durch Bilder, durch Ankündigung von Veranstaltungen, durch Schilderung der prähistorischen Lebensverhältnisse und der Unterschiede in den sechs beteiligten Regionen dieses Thema mit vollem Leben zu erfüllen – bis hin zum Pfahlbauten-Bier. Verdiente Wahl: Herzlichen Glückwunsch auch hier, zum „Wissenschafts-Block“ in Bronze.

 

„Sonderpreis der Redaktion“ zum Wissenschaftsblog des Jahres 2016

„Wissenschaftskommunikation.de“

Sonderpreis Wissenschaftsblog der Wissenschaftskommunikation

Sonderpreis für das neue Portal der Wissenschaftskommunikation: Wissenschaftskommunikation.de.

Sonderpreis Wissenschaftsblog der Wissenschaftskommunikation

Plattform der Wissenschaftskommunikation in Deutschland: Wissenschaftskommunikation.de

Es konnte nicht anders sein: Dieser Blog musste die Wahl der Redaktion sein, obwohl erst wenige Wochen alt, obwohl sicher nicht hervorragend und schon gar nicht perfekt. Doch das ist zweitrangig, wichtig ist – endlich gibt es diesen Blog, der versucht, eine gemeinsame Plattform der Wissenschaftskommunikation in Deutschland zu sein: Mit Berichten über Diskussionen anderswo, mit nützlichen Tipps und Darstellungen von Kommunikationsformaten, mit Stellenanzeigen und einem Blick in die Forschung zur Wissenschaftskommunikation. Die Wissenschaftskommunikation in Deutschland braucht eine derartige Plattform. Schon allein deshalb die Auszeichnung. Mit Stärken und Schwächen im Einzelnen wird sich „Wissenschaft kommuniziert“ in Zukunft noch beschäftigen.

 

 

Die Kandidaten – Gute Beispiele für Wissenschaftsblogs

Die Wahl zum „Wissenschafts-Blog des Jahres“ hat noch ein zweites Ziel – neben der Auszeichnung von guten Beispielen: Aufmerksam machen auf Beispiele von ernsthaften Blogs zur Wissenschaft, die es sich anzuschauen lohnt oder mit denen man sich auseinandersetzen sollte. Daher die Liste von rund 30 Kandidaten. Bei der Wahl schafften es nur vier Blogs, einen zweistelligen Anteil der Stimmen zu erzielen – neben den drei Sieger-Blogs als Vierter noch der Wissenschaftsblog adhibeo der Hochschule Fresenius, der sich neben der Wissenschaft vor allem auch mit dem Berufsleben von Wissenschaftlern befasst. Die nächsten acht Platzierungen, mit deutlichem Abstand doch ohne Zahlen, da sie hier nebensächlich sind – als Orientierung:

Archaeologik (Sieger 2015)

DLR-Blogs

Mittelalter

Denkmale

Wissenschaftskommunikation.de

Quark und so

Astrodicticum Simplex

Planckton

Insgesamt wurden für die „Wissenschafts-Blogs des Jahres 2017“ 3.258 Stimmen abgegeben, etwa ebenso viele wie im Vorjahr (3188). Rund jede sechste davon entfiel auf den Sieger-Blog. Genauere Zahlen veröffentlichen wir traditionell nicht, da absolute Zahlen und Abstände keine wirkliche Bedeutung haben und da es bei einer Internet-Wahl keine fehlerlose Erfassung der Stimmen geben kann. Trotz aller Sicherheitstechniken, die natürlich genutzt werden, sind Doppelabstimmungen nie ganz auszuschließen.

Die zweite Wahl – keine Zweite Wahl

Doch nun zur zweiten Wahl, die parallel zur Wahl der „Wissenschafts-Blogs des Jahres“ stattfand: Das „Blogteufelchen der Wissenschaftskritik“. In diesem Jahr (481 abgegebene Stimmen) gab es kaum mehr Diskussionen um die Aufteilung. Endlich scheint angekommen zu sein, was mit dieser zweiten Wahl von Anfang an bezweckt wurde: Da es in der Wissenschaftskommunikation um das Spannungsverhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft geht, ist für diese Kommunikation nicht nur das wichtig, was die Wissenschaft als Wissenschaft ansieht, sondern ebenso auch das, was in der Gesellschaft so unter dem Begriff „Wissenschaft“ läuft. Immerhin hat im Jahr 2016 – nach Brexit, Wahl von Trump zum US-Präsidenten und Ernennung des Begriffs „postfaktisch“ zum Wort des Jahres – diese Erkenntnis offensichtlich auch die Wissenschaft erreicht. Ein Gespräch dazu mit einem führenden Repräsentanten der deutschen Forschung erscheint demnächst in diesem Blog.

Zur Beobachtung dieser alternativen Deutung des Begriffs „Wissenschaft“ ist die Welt der Blogs hervorragend geeignet. Denn es gibt unzählige Blogs aus dieser Geistessphäre im Internet – von der ideologisch besetzten Wissenschaftskritik bis hin zu  „Grenzwissenschaften“ oder den Wundermittel-Gläubigen, die sich direkt an die Hoffnungen der Kranken wenden. Und es gibt – ziemlich einsam bisher – die Wissenschafts-Anhänger, die sich mit diesen „Wissenschaftskritikern“, wie ich sie hier nenne, auseinandersetzen und glauben, mit Fakten die Schlacht gegen den gesellschaftlichen Trend zum Postfaktischen gewinnen zu können. Kurzum, es geht mit dieser Wahl des „Blogteufelchens“, die wir bereits im dritten Jahr hier veranstalten, vor allem darum, beide Seiten aus ihren „Echokammern“ herauszuholen (wieder so ein treffender neuer Begriff zu einem geistig-gesellschaftlichen Phänomen des Internet-Zeitalters: die Eingeschlossenheit in das Echo der eigenen Meinung).

Das „Blogteufelchen der Wissenschaftskritik“

Doch nun zur Wahl: Hier war die Entscheidung knapp, fünf der neun vorgeschlagenen Kandidaten hätten es noch in den letzten Tagen schaffen können. Doch wie beim letzten Mal hat sich beim „Blogteufelchen der Wissenschaftskritik“ ein Blog durchgesetzt, der seit vielen Jahren die Wissenschaftskritik mit Fakten zu widerlegen versucht:

gwup|die skeptiker

Blogteufel Wissenschaftsblog der Wissenschaftskommunikation

Das „Blogteufelchen der Wissenschaftskritik 2016“ für den Blog gwup | die skeptiker.

Blogteufelchen Wissenschaftsblog der Wissenschaftskommunikation

Der Blog „gwup | die skeptiker“ kritisiert die Wissenschaftskritik: Fakten gegen Postfaktisches.

In diesem Blog der GWUP geht es um alles, was für nicht-wissenschaftliches Denken steht: um Homöopathie, Wundermittel, Verschwörungstheorien oder um Irrsinn, wie den angeblichen Fund von Handys mit Keilschrift-Tastatur. Tatsächlich setzt sich die GWUP, die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Parawissenschaften, bereits seit 1987 mit wissenschaftsfernen Themen auseinander, die für sich Wissenschaftlichkeit beanspruchen – also noch vor der Erfindung von Blogs und sogar des World Wide Webs. Legendär sind die Ferndiskussionen, die sich die Gesellschaft in den achtziger Jahren mit dem Freiburger Parapsychologen Hans Bender oder dem Schriftsteller Erich von Däniken geliefert hat. Man kann sicher darüber diskutieren, ob der GWUP-Blog bei dieser Auseinandersetzung immer auf dem richtigen Weg ist, Beachtung und Beifall verdient sein Unterfangen auf jeden Fall, denn etwas Ähnliches ist kaum im deutschsprachigen Web zu finden. Herzlichen Glückwunsch zur Wahl.

Schlagen Sie Ihre Blog-Favoriten für die nächste Wahl vor

Zwei der drei Spitzenplätze bei der Wahl zum „Wissenschafts-Blog des Jahres 2016“ waren Newcomer, Vorschläge von Lesern dieses Blogs, die sofort auf breite Zustimmung stießen. Deshalb will ich wie im vergangenen Jahr meinen Aufruf wiederholen: Wenn Sie in der Kandidatenliste (die Formulare stehen noch immer für die Abstimmung offen, werden aber nicht ausgewertet, die Links sind nach wie vor aktiv) einen Blog vermissen, der Ihnen besonders am Herzen liegt, dann schlagen sie ihn doch vor, und zwar als Kommentar – hier zu diesem Blogpost oder zum Wahlaufruf. Aus Gründen der Transparenz werden nur Blogs bei der nächsten Wahl berücksichtigt, die als öffentliche Kommentare hier vorgeschlagen werden – aber sie werden berücksichtigt!

Blogs sind ein großartiges Instrument der Wissenschaftskommunikation. Sie eignen sich für Forscher, die ihre fachliche Perspektive darstellen wollen, oder aber ihre Sicht auf die Welt. Sie eignen sich für Journalisten, die hier einen Freiraum finden, Schlußfolgerungen ihrer Recherchen darzulegen, Qualität in ihrem eigenen Kompetenzbereich zu beweisen. Und sie eignen sich für Wissenschaftskommunikatoren, die einen direkten Zugang zu ihren wichtigsten Zielgruppen finden. Es ist spannend, jedes Jahr wieder neu zu beobachten, wie diese Möglichkeiten genutzt werden, auf welches Echo sie stoßen, wie sich die Szene verändert – und dadurch Anregungen zu erhalten für neue Impulse der Kommunikation.