Anja Heuer: „Forschungssprecherin des Jahres 2022“ für Industrie und Unternehmen

Posted on 29. November 2022

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Die Forschungssprecherin des Jahres 2022

Kategorie „Industrie und andere Unternehmen“

Anja Heuer

Direktorin Unternehmenskommunikation bei Immatics Biotechnologies GmbH in München

So sieht sie ihre Arbeit in der Forschungskommunikation:

„Alle Stationen meines bisherigen Arbeitslebens haben eines gemeinsam – die Kommunikation von Wissenschaft, Forschung und medizinischer Innovation. Schon früh entdeckte ich vor allem meine Faszination für den Menschen, die Entstehung seiner Krankheiten sowie die komplexen biochemischen Zusammenhänge, die ihm das Leben ermöglichen. Damals wie heute bereitet es mir große Freude, mir immer wieder neue, komplexe Themen zu erschließen und meine Begeisterung für beispielsweise das menschliche Immunsystem und die Möglichkeiten der Immun- und Zelltherapie auch auf andere überspringen zu lassen.

In einer Zeit, die von Unsicherheit und gleichzeitiger Informationsflut geprägt ist, ist es essentiell, über neue Krankheiten, ihre Entstehung und Verbreitung sowie über ihre Behandlungsmöglichkeiten zu informieren. Ärzte gelten nicht mehr als die Halbgötter in Weiß. Auch sie wissen nicht immer alles und könnten Fehler begehen. Wie du und ich, sind sie nur Menschen. Daher informieren sich immer mehr Patienten und Patientinnen eigenständig und detailliert über ihre Beschwerden und Krankheiten wie COVID-19 oder Krebs. Sie nehmen ihre Gesundheit selbst in die Hand.

Ich sehe meine Aufgabe in der Wissenschaftskommunikation als Rolle einer Aufklärerin. Die Pandemie hat uns gezeigt, wie wichtig es ist, jeden abzuholen – einen komplexen Sachverhalt für jeden verständlich darzustellen. Die Krankheit selbst – mit all seinen Symptomen und möglichen Folgen. Dies ist wichtig für Erkrankte, Ärzte und Regierungen. Eine schnelle Diagnose und Eindämmung war notwendig, um die Menschheit vor Schlimmerem zu bewahren. Nur gut informiert konnten unsere Politiker und Politikerinnen die richtigen Entscheidungen treffen. Kurz vor Weihnachten 2020 kam dann die Impfung mittels einer neuartigen Technologie – eine Impfung mit einem mRNA-Impfstoff. Die Skepsis war groß. Auch hier musste viel Aufklärung betrieben werden. Angst genommen werden. Wie funktioniert der Impfstoff? Was ist mRNA? Ist sie gefährlich? Doch auch folgende Fragen rücken in den Fokus: Wie funktioniert Arzneimittelentwicklung? Welche Phasen werden in der klinischen Entwicklung durchlaufen? Wie wird sie finanziert?

Für die Zukunft wünsche ich mir, dass die Aufklärung bei COVID-19 nicht aufhört. Es gibt unzählige, weitere Erkrankungen, die lebensbedrohend sind und verheerende Folgen für den individuellen Patienten, seine Familie, für Gesellschaft und Wirtschaft nach sich tragen. Auch Krebs zählt zu diesen schweren Erkrankungen. Allein 2020 starben 10 Millionen Menschen an den Folgen einer Krebserkrankung. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass wir mit der Aufklärung bei Covid-19 nicht aufhören und mit vereinten Kräften über Risikofaktoren, Vorsorgemöglichkeiten, Diagnose und neuartige Therapien informieren. Dass wir mit vereinten Kräften versuchen, aufzuklären und Unsicherheiten zu nehmen. Die Angst vor Neuem oder Fremden zu nehmen.“

Wie sie wurde, was sie ist:

Anja Heuer studierte Biologie an der Universität Konstanz und schloss danach eine Ausbildung zur Fachjournalistin an. Seitdem ist sie konsequent in der Wissenschaftskommunikation tätig, zunächst in derv Pressestelle des Max-Delbrück-Zentrums für Molekulare Medizin in Berlin, ab Mai 2009 als Leiterin der Presse- und Öffentlichkeitsarbeit im Max-Planck-Institut für Biochemie in München.

Im Herbst 2015 wechselte sie in die Industrie, zum Arzneimittelkonzern Boehringer Ingelheim, als Produkt-Kommunikationsmanagerin für zwei Krankheitsfelder. 2019 schließlich wurde sie Direktorin Unternehmenskommunikation des im Jahr 2000 gegründeten Biotechnologie-Unternehmens Immatics, das sich vor allem auf die Anwendung von T-Zellen für die Krebstherapie spezialisiert hat. Das Unternehmen mit Sitz in Tübingen und München hat heute 400 Mitarbeiter und ist an der amerikanischen Nasdaq-Börse gelistet.

Noch etwas Persönliches: Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist mir eine Herzensangelegenheit und ich fände es sehr schön, wenn dies in meinem Werdegang Erwähnung finden könnte. Es ist ja nicht unbedingt selbstverständlich, dass man als Mutter mit Kleinkindern die Chance bekommt,  eine anspruchsvolle Position auszufüllen. Ich möchte jungen Frauen aufzeigen, dass es dank Homeoffice und flexibler Arbeitszeiten eben doch gut funktioniert, beides – beruflichen Erfolg und eine erfüllte Familienzeit – unter einen Hut zu bringen.