Forschungssprecher des Jahres 2017 – Sonderpreis „March for Science“

Posted on 8. September 2017

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Forschungssprecher des Jahres 2017

Sonderpreis für die Initiatoren des
„March for Science“ in Deutschland
Dr. Tanja Gabriele Baudson
Claus Martin

Dr. Tanja Baudson und Claus Martin erhalten den Sonderpreis der Redaktion bei der Wahl der „Forschungssprecher des Jahres 2017“ für ihre Initiative, den „Marsch für die Wissenschaft“ am 22. April 2017 in Deutschland zu veranstalten und für die Koordination der über 20 Veranstaltungen, an denen über 35.000 Menschen teilnahmen. Sie haben damit das Verhältnis von Wissenschaft und Gesellschaft in den Blickpunkt gerückt und sich herausragende Verdienste um die Wissenschaftskommunikation erworben.

Warum sie sich engagiert haben:

Dr. Tanja Gabriele Baudson:

„Ich wollte nicht länger zusehen, wie die zentralen Werte der Wissenschaft mit Füßen getreten werden. Denn der ‚March for Science* ist letztlich eine Debatte um Wahrheit, nach der die Wissenschaft strebt, und um Freiheit, die die Voraussetzung für dieses Streben darstellt – und das geht uns auch in Deutschland an. Wie können wir Bedingungen schaffen, die es Wissenschaftler/innen erlauben, diese Werte zu leben? Dieser Frage wollen wir auch nach dem March nachgehen. Es ist an der Zeit, etwas zu ändern.“

Claus Martin:

„Mein persönlicher Hauptgrund für die Arbeit am ‚March for Science‘ war meine Sorge um unsere Demokratie. Ein weltweit erstarkender Populismus bedient sich hemmungslos bei Scheinwahrheiten, Halbwahrheiten und Lügen. Diese Entwicklung droht, unser demokratisches System, dessen Keimzelle die Wahlentscheidung des informierten Bürgers an der Wahlurne ist, auszuhöhlen. In diesem Umfeld die Position der Wissenschaft und ihres Bemühens um Wahrheit zu stärken, halte ich für eine zentrale Aufgabe aller freien Menschen.“

Was sie normalerweise tun:

Dr. Tanja Gabriele Baudson ist Begabungsforscherin und habilitiert sich derzeit im Fach Psychologie. Sie ist Trägerin des Lehrpreises Rheinland-Pfalz. Für ihre wissenschaftliche Arbeit erhielt sie nationale und internationale Auszeichnungen. Ihr Blog „Hochbegabung“ wurde von Scilogs zum „Wissenschaftsblog des Jahres“ gewählt. Im ersten Leben war sie Literaturwissenschaftlerin mit Schwerpunkt Lyrik der Moderne; insgesamt studierte und forschte sie auf vier Kontinenten und hat mittlerweile etwa 20 Umzüge hinter sich. Darüber hinaus ist sie staatlich geprüfte Übersetzerin und zertifizierte Tauchlehrerin und spielt leidenschaftlich gerne Scrabble.

Claus Martin ist von Beruf Musiker und Regisseur. Er studierte Musiktheaterregie an der Hamburger Hochschule für Musik und Theater bei Prof. Götz Friedrich. Regieassistenzen bei bekannten Regisseuren wie Johannes Schaaf oder Renate Ackermann führten ihn an große Opernhäuser in Deutschland und Frankreich. Seit 1997 arbeitet er als freier Regisseur in Deutschland, Österreich, Dänemark und Schweden sowie als Autor und Komponist, dessen Werkverzeichnis inzwischen u.a. sieben abendfüllende Musicals umfasst. Neben dieser Arbeit im Musiktheater arbeitete er in verschiedenen Funktionen bei etwa 20 Kurzfilmen mit und spielte die Hauptrolle in David Sedlaceks Spielfilm „Haltlos“ (2014). Sein Kurzfilm „Erledigt“ (2016) wurde mit zahlreichen internationalen Preisen ausgezeichnet.

Die Begründung der Redaktion für den Sonderpreis:

Nein, sie sind keine Forschungssprecher! Und dennoch sind sie bei dieser Auszeichnung der „Forschungssprecher des Jahres“ ganz richtig, sozusagen als „Forschungssprecher e.h.“. Denn was den „Marsch für die Wissenschaft“ in Deutschland so besonders (und vor allem: so wirkungsvoll in Richtung auf die Scientific Community“ gemacht hat) war eben das Verständnis des Wertes von Wissenschaft für die Gesellschaft – über das rein Wissenschaftliche hinaus. Dadurch waren diese Demonstrationen weit mehr als nur Solidaritätsbekundung mit den von ihrem neuen Präsidenten arg gebeutelten US-Forschern.

Das Verhältnis der Wissenschaft zur Gesellschaft ist das zentrale Arbeitsfeld von Forschungssprechern (und Nicht-Wissenschaftler sehen da oft besser die Verbindungen und gesellschaftlichen Wirkungen als Menschen, die zu dicht dran sind). Seit einiger Zeit beginnt auch die Wissenschaft einzusehen, dass sie ein Problem mit der Gesellschaft hat. Doch das lässt sich nur durch bessere Kommunikation lösen.

Zu dieser Einsicht, auch in die Dringlichkeit des Handelns, haben Tanja Gabriele Baudson und Claus Martin mit Ihrer Initiative zum „Marsch für die Wissenschaft“ in Deutschland einen wichtigen Beitrag geleistet. Deshalb dieser Sonderpreis, denn damit wurde die Wissenschaftskommunikation, die für viele Forscher lange Zeit eher als Randthema galt, erheblich aufgewertet und in den Brennpunkt der Wissenschaft gerückt.